Die Matheaufgabe – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

In der Zeitung finde ich eine Matheaufgabe, die meinen Ehrgeiz weckt. Es gibt nur einen, der sie lösen könnte, R.s Mann. Der ruft auch freundlicherweise zurück, gibt zu verstehen, dass die Aufgabe ein Klacks für ihn wäre, er aber dafür keine Zeit aufbringen möchte und verweist mich auf Wikipedia.  In mein schlaues Kästchen kann ich die Aufgabe nicht eingeben, weil die Tastatur nicht über die nötigen Zeichen verfügt. Immerhin erfahre ich, dass f(x) wohl dasselbe wie y ist. Sofort mache ich eine Tabelle. Die Werte sind so extrem, dass ich nur zwei Punkte auf das Din A 4 Blatt bekomme, die übrigen liegen auf dem Balkon und in der Küche. Ich rufe I Punkt an. Anrufbeantworter. Einige Tage später ruft sie mich an. Mit Silber im Gehirn liegt sie in einem Rostocker Krankenhaus. Einer aus meiner Abiklasse könnte es sicher. Er lebt nicht mehr. Bei einem anderen ist die Telefonnummer ungültig. Annas früherer Freund war ein Mathegenie. Ich habe von Anna keine Telefonnummer und die uralte von J. tutet zwar, aber es geht niemand ran. – Ich war ja ‚mathematisch verblödet‘, aber meine Bekannten mit Abitur können es auch nicht. – Ich bleibe dran. ‚Irre‘ nennt das Heidrun. Recht hat sie.

6 Jahren vor