Schilder – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Ich hab ein Faible für alte Schilder. Es gab mal eine Ausstellung ‚Nostalgie in Blech‘. Andere fanden alte Emailleschilder auch schön, und als die letzten geklaut waren, wurden einige nachgedruckt, z. B. die Persilschilder, aber wie gesagt, nachgemacht gilt nicht.

In unserem Haus in der Nollendorfstraße hing das Schild ‚Das Spielen der Kinder auf dem Hof und im Treppenhaus ist streng verboten‘. Ein noch schärferes befand sich eine Straße weiter: ‚Das Spielen der Kinder auf dem Hof und im Treppenhaus und das Herumlungern vor dem Haus ist verboten‘. Wie geht ‚herumlungern‘? Es ist herumalbern und eventuell rauchen, lachen und quatschen. Ein Nachhilfeschüler erzählte, seine Klasse werde im Park ‚chillen‘. Das war früher herumlungern. – Zu den Schildern zurück. ‚Betteln und Hausieren verboten‘. Für die jungen Leute, die auch nicht wissen, was hausieren ist, das ist der Verkauf von Krimskrams an der Wohnungstür. Später gab es dann nur noch die ‚Drücker‘, die einem Zeitungsabos andrehten, mitunter auch ein Herr der Firma Vorberg, der den Staubsauger vorführen wollte. Jetzt klingeln höchstens noch die Zeugen Jehovas oder jemand vom Roten Kreuz oder der Telekom. – Schon wieder abgeschweift. Es gab auf Emaille die Aufforderung ‚Füße abtreten‘, ‚Aufgang nur für Herrschaften‘ und ‚Dienstbotenaufgang‘ – echte Apartheit. Ach, und die Teppichklopfzeiten standen auf einem Schild an der Teppichstange. Häufig zu sehen ist noch ‚Einfahrt freihalten‘. Dann kamen die blöden Plastikschilder mit Haha-Sprüchen  wie ‚Räum hinter dir auf, deine Mutter ist hier nicht angestellt‘. – Aber ein schönes Emailleschild mit der Aufforderung ‚Räum auf‘ wäre schon was für mich.

6 Jahren vor