Manche Stickereien verweisen auf den Inhalt von was hin. Beutel mit dem Wort ‚Wäsche‘ oder ‚Brot‘, eine kleine
Tasche zum Aufhängen mit ‚Topflappen‘. Auf einem Beutel meiner ehemaligen Nachbarin steht nur ihr Name. Der stammt aus der Zeit, als ein Bäckerjunge morgens die Brötchen an die Wohnungstür hängte. Einen besonders schön bestickten Beutel habe ich für ‚Klammern‘.
Und der absolute Clou ist mein gesticktes
‚frisches Wasser‘. Leider habe ich keinen Hahn, über den das passt. Die modernen Armaturen gehen nicht.
Frisches Wasser! Für uns so was Alltägliches, Selbstverständliches. Das war mal sehr fortschrittlich und Luxus. Nicht mehr zur Pumpe müssen, um Wasser zu schöpfen und in die Wohnung zu tragen. Hahn aufdrehen und das Wasser läuft. Frisch! Nicht abgestanden aus einem Eimer oder so. Wie gut es uns geht, merke ich, wenn das Wasser mal abgestellt werde muss. Ich hab mir die Hände in einer Schüssel und ohne Seife gewaschen, um das Wasser noch auf die Blumen gießen zu können. Von Claude hab ich mir im Kanister Wasser zum Kochen und Trinken geholt, sie fragte sofort: ‚Willst du duschen?‘ Ach wo, das geht auch mal mit Waschlappen. Aber keine Klospülung, Waschmaschine nicht benutzbar, Haare nicht waschen können, das ist schon lästig. Und deshalb hätte ich die Stickerei ‚frisches Wasser‘ gern immer vor Augen.