Das Gelände, in unmittelbarer Nähe des Flusses, wurde erstmals im 17. Jahrhundert als Kräutergarten und botanischer Garten angelegt, mit exotischen Gewächsen und Wasserpflanzen, für erquickliche Spaziergänge: daher der Name Lustgarten. Inzwischen sind hier der Dom und die fünf klassizistischen Museen emporgewachsen, und wenn dann in den Linienbussen im Befehlston die Ansage „Lustgarten!“ ertönt, löst das bei deutschkundigen Touristen unweigerlich Heiterkeit aus.
Die Museumsinsel ist also historisch gesehen und dem Namen nach eine Überlagerung des sogenannten Lustgartens, aber der sogenannte Lustgarten hat sich im Namen der Bushaltestelle und in der Heiterkeit der Passagiere erhalten. Ein Rest Erinnerung an die Vergnügungen der Lust lebt übrigens auch im Garten der Lüste fort, einem kleinen Saal im ersten Stock des ersten der fünf Museen, dem Alten Museum. In zufälliger Nachbarschaft zu der Abteilung über prächtige römische Villen, mit Mosaiken, Statuen und endlosem Silbergeschirr, birgt dieser Raum antike Gegenstände mit erotischen Themen, Gemälde von erregten Satyrn, die hinter Felsen hervorspringen um Nymphen zu entblößen, Liebesszenen mit Satyr und Hermaphrodit, der transsexuellen Schönheiten der Antike, Sohn der schönen Venus und des lebhaften und wandelbaren Merkur, Darstellungen hetero- wie homosexueller Liebe, von Mädchen mit Tieren, römischen Lampen, Glöckchen und Glücksbringern in Form eines Phallus in jeder Größe, einem Torso der Venus…aber wir kommen vom Thema ab.
Auf dem Gelände des botanischen Lustgartens sollte also gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein idealer Ort voller Geschichte, Kunst und preußischem Stolz entstehen, zu einer Zeit, in der sich der Begriff Museum überall in Europa zu etablieren begann.
Das Wort „Museum“ stammt von den antiken Musen ab, den Göttinnen für Kunst, Kultur, und Wissenschaft. In hellenistischer Zeit bezeichnete das Wort Museum den Stadtteil, in dem sich die berühmte Bibliothek in Alexandria befand. Im heutigen Sinn ist „Museum“ dagegen ein relativ junger Begriff.
Bis ins 18. Jahrhundert waren Sammlungen von historisch und künstlerisch bedeutsamen Gegenständen in privater Hand und nicht öffentlich zugänglich. Das Volk hatte damals keinen so direkten Zugang zum Wissen, es gab ja auch keine öffentlichen kulturellen Einrichtungen oder Schulen.
Stücke unterschiedlichster Herkunft wurden, manchmal nach Themen geordnet, in sogenannten Kabinetten ausgestellt, in Kunstsälen, in den Galerien der Bibliotheken, in Schlössern und Adelshäusern. Da gab es dann einen Silbersaal, einen Saal der Naturfunde, einen Saal der Landkarten, der Büsten, u.s.w.
In Preußen plante man seit 1797 auf offizieller Ebene, die Schätze der Antike öffentlich zugänglich zu machen. Das erste Museum in Europa wurde 1753 in London eröffnet, in Deutschland gab es 1779 in Kassel das erste Museum.
Berlin hatte ja noch bis 1810 keine eigene Universität. Die Idee, einer Antikensammlung einen öffentlichen Ehrenplatz einzuräumen, bedeutet also einen ersten Schritte unserer Stadt auf dem Weg zur Hauptstadt von Rang.
Bis vor etwas über 200 Jahren war die preußische Hauptstadt wiederholt von österreichischen, französischen, russischen und sonstigen Truppen heimgesucht und besetzt worden. Pragmatismus und Militärwesen waren wichtiger als höfisches und kulturelles Leben. Die Aristokratie kam gerade mal für ein paar Monate im Jahr nach Berlin, von Dezember bis Januar dauerte nämlich die Saison der Ball-, Theater- und Konzertveranstaltungen, danach gab es nichts interessantes mehr zu tun und man reiste wieder ab. Das Volk behalf sich wie es konnte, während eine kleine Schar umherziehender, aufgeklärter Intellektueller im privaten Zirkel zusammenfand, mal hier mal dort, zu sogenannten literarischen Salons. Hier tauschte man sich aus über die kulturelle Lebendigkeit anderer Städte Deutschlands und der Welt, oder hielt einander über den Nachhall der Französischen Revolution auf dem Laufenden.
Demokratisch wirkte allenfalls die Cholera, wenn sie von Zeit zu Zeit die Bevölkerung dezimierte, ansonsten blieb die Gesellschaftsordnung insgesamt relativ starr.
Die Besucher der Salons waren vielseitig gebildete Leute, humanistisch und weltoffen, lebhaft und feinsinnig, man sprach sich gegenseitig Lob aus oder verriss sich empört, jedenfalls belebten sie mit ihren Idealen und ihrer Bildung die Brandenburger Luft. Diese intellektuelle Bewegung schmeichelte dem Ehrgeiz und dem Stolz der Herrscher, die mal mehr, mal weniger bestrebt waren, aus der preußischen Hauptstadt eine attraktive und lebendige Stadt zu machen, eben das Spree-Athen, wie es damals hieß.
Damals arbeitete in Berlin auch Friedrich Schinkel. Der Grafiker, Maler, und Architekt war als Oberbauassessor mit dem Bauwesen Preußens betraut und war persönlich befreundet mit dem hochgebildeten Wilhelm v. Humbold, dem Kulturminister und Gründer der Berliner Universität.
Schinkel erhielt den Auftrag, das erste Museum auf der Insel zu bauen. Es heißt heute Altes Museum und wurde zwischen 1825 und 1830 errichtet, unter Verwendung von traditionellen Baumaterialien und Techniken.
Allein die Anlage der Fundamente dauerte zwei Jahre, denn rund 3000 Pfähle mussten von Hand in den wässrigen Grund getrieben werden. Für jeden einzelnen Pfahl wurde eine Mannschaft von etwa 15 Arbeitern benötigt. Am Ende dieser Mühen stand ein Gebäude, das oft als Schinkels Meisterwerk und als Höhepunkt des deutschen Klassizismus bezeichnet wird.
So erblicken wir noch heute diesen Portikus, der an die Stoà erinnert, in denen sich die griechischen Philosophen ergingen, während sie untereinander und mit ihren Schülern im Schutz vor der glühenden Sonne über alle möglichen Themen debattierten. Der Berliner Portikus schützt die Philosophen zwar nicht vor der Sonne, vermittelt aber meisterhaft zwischen dem offenen Platz und dem geschlossenen Volumen des Gebäudes. Man steigt mit dem Auge die sanften Stufen des breiten Sockels empor, auf dem sich achtzehn elegante jonische Säulen erheben. Über jeder von ihnen kauert auf dem Dach jeweils ein wachsamer preußischer Adler, neun davon wenden sind nach Osten, die anderen neun nach Westen, eine perfekt aufgestellte Schildwache. So hat man den Rücken frei um ungestört in die Geschichte einzutauchen.
Das antike Griechenland und das antike Rom sind die Ehrengäste im Alten Museum.
Der runde Eingangssaal mit seinen riesigen korinthischen Säulen erinnert an das Pantheon in Rom, allerdings ist hier das obere Auge verglast. Der kreisförmige Saal birgt Statuen griechischer und römischer Götter, verteilt auf das Erdgeschoss und die umlaufende Gallerie, die von einem hübschen vergoldeten Geländer eingefasst ist. Eine besondere Wirkung geht in diesem Raum von den wunderbar zarten und warmen Farben aus. Cremefarbene Säulen, pfirsichfarbene Wände, altrosa mit lachsfarbener Abtönung in den Kassetten der Kuppel, pompejanisches Rot auf den Wänden der Gallerie, das die weißen Statuen besonders gut zur Geltung bringt, all das schafft eine angenehme, wohlige Atmosphäre antiker Harmonie. Die gewölbte Kalotte ist überraschenderweise nur von innen als solche erkennbar, denn Kuppeln waren damals offiziell Kirchen und königlichen Bauten vorbehalten. Im zentralen Saal hinter der Rotunde gibt sich der berühmte Betende Knabe die Ehre und empfängt uns buchstäblich mit offenen Armen.
Wir wollen hier jetzt nicht die einzelnen Werke der Museen besprechen, dazu wäre selbst ein ganzes Leben zu kurz. Dieser Knabe aber ist mehr als nur irgendeine Plastik.
Die Figur wurde um 300 v. Chr. in Rhodos in Bronze gegossen, oder, wie man in Ost-Berlin gesagt hätte, 300 v. u. Z. (zur Erinnerung: vor unserer Zeitrechnung). Im Jahr 1505 u. Z., also 1800 Jahre später, wurde er wieder entdeckt, zwar noch immer jugendlich, aber ohne linken Fuß und ohne Unterarme. Diese Gliedmaßen waren aber nicht verloren. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde er nach Venedig gebracht, wo man ihm den linken Fuß wieder angesetzte. Später bereiste er England und Frankreich, ein Weltenbummler der Barockzeit. Mitte des 17. Jahrhunderts bekam er neue Arme, und Augen, die in eine neue Welt blickten. Die Verletzung am Hals wurde kuriert, ebenso wie die drei Wunden an den Beinen, und die Zehen wurden behandelt.
Neu wie er war, kam er Anfang des 18. Jahrhunderts nach Wien und wurde schwarz angestrichen. 1717 wurde er für 18.000 Franken an Prinz Eugen verkauft und 1747 erwarb ihn Friedrich II. für 5.000 Taler, um ihn in Potsdam in seinem neuen hübschen Park aufzustellen. Der junge Grieche trotzte zwar der Witterung, aber sein schöner Körper kam zu Schaden. Deshalb wurde er dann ins Innere des Schlosses gebracht, bis er von Napoleon geraubt und für kurze Zeit im Louvre aufgestellt wurde. Nach seiner Befreiung wurde er wieder nach Berlin gebracht. Das 19. Jahrhundert schenkte ihm neue Arme und eine neue Patina.
Nach dem Krieg ging unser Knabe in die Sowietunion und blieb dort bis 1958. Seit 1998 übernimmt er die Rolle des Gastgebers für Besucher aus aller Welt, ewig jugendlich und mit feinem Charme, genau wie die Stadt, die ihn beherbergt. Kalimera!
Als nächstes wurde das Neue Museum gebaut. Es erhielt seinen Namen, um es vom ersten zu unterscheiden, streng nach preußischer Logik. Das erste Museum hieß allerdings noch nicht Altes Museum, sondern Königliches Museum.
Der Name „Neues Museum“ ist also älter als der Name „Altes Museum“, ein chronologischer Scherz, und wenn man so will, ein Übermaß an preußischer Logik.
Bis zur Wiedereröffnung des Pergamon-Museums werden noch Jahre vergehen, und da man sich ja irgendwie die Zeit vertreiben muß, mag man beiläufig anfügen, dass das Neue Museum, entgegen dem Namen und der bereits zitierten Logik, die älteren Stücke ausstellt, neben mittelalterlichen nämlich Objekte aus der Vor- und Frühgeschichte sowie aus dem Alten Ägypten. Ein weiterer chronologischer Purzelbaum, aber auch hierfür gibt es eine wasserdichte Erklärung.
War das Alte Museum die künstlerische Vision des Klassizisten Schinkel, so lag dem Neuen Museum eher eine historisierende als künstlerische Konzeption zugrunde. Der Plan von Friedrich August Stüler fußt auf der rational verinnerlichten Überzeugung, dass das Verständnis von Kunst die Kenntnis der Geschichte voraussetzt. Die mittleren Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren nämlich bestimmt von einer geradezu maßlosen Leidenschaft für historische Belange.
Das Neue Museum ist eben nicht einfach Museum a patre beatissimo conditum ampliavit filius MDCCCLV, wie es etwas pompös auf dem Giebel gemeißelt steht, also die von Friedrich Wilhelm IV. errichtete Erweiterung des Alten Museums zur Ehrung des Vaters Friedrich Wilhelm III., dessen Begründers, sondern hat eine ganz neue Zielsetzung. Der Geist der Moderne kommt bereits in der Kontruktionstechnik zum Tragen. Bei der Grundsteinlegung des Neuen Museums 1843 waren seit der Einweihung des Schinkelbaus gerade etwas über 10 Jahre vergangen.
Nicht alle Jahrzehnte verlaufen bekanntlich gleich. In diesen wenigen Jahren wurde die preußische Hauptstadt nicht nur von der Liebe zur Geschichte ergriffen, sondern auch vom technischen Fortschritt. Berlin sollte bald ein Zentrum der industriellen Revolution werden. Wenig später wurden hier Firmen wie AEG, Osram, die Pharmaindustrie Schering, oder AGFA gegründet, die ganze Gegend wandelte sich praktisch über Nacht vom Militärlager zum Industriegebiet, mit grauen und ungesunden Arbeitervierteln, Hunger und Epidemien. Die erste große Berliner Fabrik war Borsig, nach ihrer Gründung 1837 wurde sie für lange Zeit die weltweit zweitgrößte Lokomotivfabrik. Auch beim Bau des Neuen Museums kam eine von Borsig gebaute Dampfmaschine zum Einsatz. Sie diente zum Transport von Baumaterial und trieb die Holzpfähle in die Matsche. So konnte das Fundament des Neuen Museums in nur einem Jahr fertiggestellt werden, was beim Alten Museum noch doppelt so lange gedauert hatte. Für Balken und Unterzüge wurde jetzt vielfach Eisen verwendet, und das Gebäude wirkte von Anfang an schlank, elegant, und entschieden neu.
Natürlich blieben die Kritiker nicht aus, die in der modernen Technik und der luftigen Struktur einen Mangel an Stabilität und Haltbarkeit sahen.
Ein Zeichen für die neue Zeit setzte auch der schüchterne Kuppelbau an der Südseite des neuen Gebäudes, nahe dem Alten Museum. Dieser Saal bildete eine elegante Übergang zwischen den Museen, die mit einem Bogengang verbunden wurden. Von der Südkuppel stieg man elf Stufen hinab, begrüßte das Bild mit der Anerkennung des Christentums durch Konstantin und konnte in das Alte Museum gelangen. Für den umgekehrten Weg stieg man elf Stufen nach oben und traf auf das Portrait des Kaisers Augustus, das den Übergang ins Neue Museum markierte. Dieser interessante Durchgang verband alt und neu und verschwand, ebenso wie die schüchterne Kuppel und vieles andere, unter den Bomben des letzten Krieges.
Die Alte Nationalgalerie entstand durch testamentarische Verfügung des Konsuln Heinrich Wilhelm Wagener, der König Wilhelm I. seine Sammlung von etwa 260 Werken mit der Bedingung vermacht hatte, sie öffentlich zugänglich zu machen. 1861 begann der Bau nach den Plänen von Stüler. Dieser starb 1865, vor der Vollendung seines Werks, mit der dann der Architekt Johann Heinrich Strack beauftragt wurde. Der antike Tempel ruht erhöht auf einem zwölf Meter hohen Sockel und ist über eine elegante Doppeltreppe zugänglich. Normalerweise betritt man das Gebäude aber bequemer von unten, durch das tiefe Portal mit Rundbogen, die erhabene Treppe ist dadurch auf eine dekorative Funktion reduziert, auf ihr thront eine überwältigende Reiterstatue von Friedrich Wilhelm III.
Obwohl das Gebäude erst 1876 eingeweiht wurde, ist auf dem Giebel das Jahr 1871 zu lesen. Die Rückdatierung auf das Jahr der deutschen Einheit ist eine kleine Forcierung der Tatsachen, die gut zu der patriotischen Widmung an die deutsche Kunst passt.
Das Museum hätte also vornehmlich deutsche Kunst aufnehmen sollen, doch die Sammlung schlug trotz dieser Vorsätze schon bald eine sehr internationale Richtung ein.
Zum Direktor des Museums wurde Hugo von Tschudi ernannt, ein leidenschaftlicher Liebhaber der zeitgenössischer Kunst, die damals von den skandalträchtigen Malern des Impressionismus geprägt war. Die Impressionisten waren zudem Franzosen, mit denen man eben noch Krieg geführt hatte.
Innerhalb weniger Jahre füllte sich die Galerie der deutschen Kunst mehr als jedes andere Museum der Welt mit impressionistischer Malerei, was mit der Zeit konservative Ressentiments hochkochen ließ und 1908 schließlich in der Entlassung des weltoffenen Neuerers von Tschudi gipfelte.
Das Bode Museum bekam seinen jetzigen Namen erst nach dem Krieg, im Jahr 1956, zu Ehren von Wilhelm von Bode. Dieser ursprüngliche Jurist und später begeisterte Kunstliebhaber wurde wegen seiner Zähigkeit auch Bismarck der Museen genannt. Nach seiner Erbauung zwischen 1896 und 1904 durch den Hofarchitekten Ernst von Ihne wurde das Gebäude hingebungsvoll Kaiser-Friedrich-Museum genannt.
Der Palast im Spätrenaissance- und Barockstil liegt malerisch an der Spitze der Insel und teilt wie der Bug eines mächtigen Schiffs die Wasser des Kupfergrabens von der Spree.
Groß war der Aufwand, um die gewaltige Barke aus Stein praktisch auf dem Wasser zu errichten.
Im Bode Museum ist alles auf theatralische Überraschung ausgelegt, ganz im Geist des barocken Kunstverständnisses. Die Exponate sind zwar chronologisch nach Epochen geordnet, wobei Romanik, Gotik, Renaissance und Barock im Vordergrund stehen, ihre Zusammenstellung ist aber ganz bunt, so dass eine emotionalere, umfassendere, übergeordnete Sichtweise möglich wird.
Die beiden monumentalen Treppenrampen führen in einer opulenten Schleife nach oben, ganz anders als die klare Geometrie der klassischen Freitreppen im Alten und Neuen Museum und der Nationalgalerie. Das Barocke am Bode Museum ist jedenfalls stets hell und luftig, fern von der dekorativen Überfrachtung des italienischen und spanischen 17. Jahrhunderts. Ein Neobarock des 20. Jahrhunderts, entfernt verwand mit dem Jugendstil, rein, weich, und mit Goldrand. Und mit großem Stolz werden der Welt gleich am Eingang die Toiletten vorgestellt, mit großer Geste und unübersehbaren Lettern steht Damen und Herren auf den Architraven über dem Eingang des jeweiligen Örtchens, ein große Errungenschaft für das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts.
Das Pergamonmuseum wurde in seiner heutigen Form als letztes gebaut, und zwar mit großen Mühen in den Jahren zwischen 1912 und 1930. Das waren nämlich die Jahre des ersten Weltkriegs, der großen Inflation und der Weltwirtschaftskrise. Das Projekt des Architekten Alfred Messel wurde von dessen Freund und Kollegen Ludwig Hoffmann fertiggestellt und hatte vor allem die Aufgabe, den Pergamon-Altar zu beherbergen. Heute ist es mit einer Million jährlicher Besucher das meistbesuchte Museum der Insel.
Bis 1958 war es noch unter dem langweiligen Namen Museumsneubau bekannt, aber mit der Zeit machte der vierschrötige Altar dem platten Namen honoris causa den Garaus.
Es muss hier ehrlicherweise daran erinnert werden, dass es einen ersten Versuch gab, dieses Museum zu errichten: 1901 eingeweiht, wurde es sieben Jahre später wegen Einsturzgefahr schon wieder abgerissen. Was wir heute sehen, ist also Pergamon 2, ein zweites Leben sozusagen.
Da heute die berühmtesten Säle wegen des wiederholten, jahrelangen und aufwändigen Umbaus geschlossen sind, hält sich das Museum elegant etwas im Abseits.
Die zukünftige James-Simon-Galerie ist bislang Pumpen, Container, Gerüste, Kähne auf dem Kupfergraben mit Baggern darauf, und viel Sand, Schlamm, Kreischen und Bohren, Getöse von Motoren und Krach.
Das Pergamon 2 ist sich dank seiner höheren Weisheit bewusst, dass alles Wandel ist, und verbleibt in Erwartung der bevorstehenden Modernen Zeiten.
( Übersetzt von Christoph Timpe )