Küche – von Jutta Klose

Jutta Klose

Meine Erinnerung ist doch recht lückenhaft. Meine Eltern hatten eine Küche. Der Schrank hatte kleine Schübe hinter einer Tür. Auf der Ablage stand eine Waage. Es gab auch einen Eisschrank. Da kam ein Stück Stangeneis rein, das Tauwasser sammelte sich in einem Behälter. Daneben waren in Drahtkörben die Nahrungsmittel.

Als auch mein Vater starb vermachte er Frau H. die Küche. Ich erbte das Herrenzimmer. Damals war ich acht und weder an Küche noch am Herrenzimmer interessiert. Ich kam samt Küche zu Freu H. Dort war die Küche, besonders im Winter, unser bevorzugter Aufenthaltsraum. Die Oma schlief hier auf einem Sofa. Auf dem Eisschrank stand das Radio – glaube ich.

Dann kam ich zu Frau Z. Ob ich mein Geschirr in ihrem Schrank unterstellen durfte oder im Zimmer hatte, weiß ich nicht mehr. Einer der großen Streits entbrannte um einen Schneebesen

In der kurzen Zeit in einem Untermietszimmer hatte ich nur ganz wenig Sachen. Keine Küche.

Dann zog ich in den ersten Keller. Dort gab es in der Küche ein Klo, einen Kohleherd und einen Ausguss. Von meiner Erbschaft kaufte mir Frau Z. einen Gasherd und einen Durchlauferhitzer. Wo waren aber meine Küchensachen? Vergessen. Dann bekam ich von K.-H. seinen alten Küchenschrank geschenkt. Ich hab mich ja so gefreut! Da kam dann alles rein, was vorher sonstwo war. Dann lernte ich einen Beizer kennen, der den Schrank ganz prima aufarbeitete. Ich hab ihn heute noch, nicht den Beizer sondern den Schrank.

Im zweiten Keller war die Küche richtig gut. P. legte den Boden mit einem PVC-Rest aus, der Kohleherd wurde abgerissen und ein neuer Beistellherd aufgestellt. Von Herrn M. aus der Nr. 13/14 bekam ich einen winzigen Kühlschrank. Das war ein Luxus!

In meiner jetzigen Wohnung kaufte ich dann eine komplette Einbauküche. Bald darauf wurde mir gekündigt. Ich verkaufte die Küche mit großem Verlust, packte alle Sachen in Umzugskartons und gewann dann den Prozess. Der Schrank aus der Nollendorfstraße wurde aus dem Keller geholt, bekam neue Griffe aus dem KaDeWe und wurde eingeräumt. Genau passend zu dem Schrank kaufte ich Frau T. einen kleineren ab. Der wurde nun von H.-O. runderneuert.

In Dahlem gab es mal ein Museum für Deutsche Volkskunde. Meine Küche ist auch so ein Museum. Unpraktisch – aber zu Herzen gehend schön!

6 Jahren vor