Wenn der Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült war, holten wir die Sofakissen, legten sie in das offene Fenster und sahen raus. Was gab es zu sehen? Die Leute aus der Straße. Fremde kamen nicht oft vorbei. Wir lästerten, d. h. nein, die Erwachsenen lästerten, wir hörten zu. Wir wohnten in der Belletage, da konnte man auch mal ein paar Worte mit den Vorbeikommenden wechseln.
Dieses Vergnügen gab’s nur im Sommer. Und auch nur bei gutem Wetter. Und nicht, wenn es die Schlager der Woche gab oder Es geschah in Berlin.
Wir sahen aus dem Fenster, wie auch die anderen Leute, die keinen Fernseher hatten. Den gab es zwar, aber wer hatte den schon? Bei wichtigen Sendungen stellten wir uns vor ein Radiogeschäft und schauten durch die Scheibe auf das Programm.
Noch mal zu den Sofakissen. Die hatte jeder. Genäht, bestickt, gehäkelt oder gestrickt. Gibt es noch Sofakissen? Wahrscheinlich nicht mal mehr Sofas. Das sind jetzt Sitzlandschaften. Und kein Mensch sieht mehr auf Kissen gestützt aus dem Fenster. Oder hat das schon mal jemand gesehen?