Die Reihe Berliner Fragmente war anfänglich nur eine sehr vage Idee, geboren in einer römischen Trattoria, für die wir uns intuitiv und vollkommen zu Recht entschieden hatten, nachdem wir an der laut Stadtführer Interessantesten des Viertels nicht eingekehrt waren. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, weshalb wir kein großer Freund von Stadtführern und regelmäßig enttäuscht sind, wenn ein vermeintliches Highlight zumindest für uns mal wieder keines war.
Wie nähert man sich dem Mikrokosmos einer Stadt? Wie taucht man am besten in sie ein, erfährt, schmeckt, riecht und erfühlt sie, bekommt eine Idee von dem, was sie ausmacht? Spontane Antwort: Indem man dort lebt. Wirklich? Hand aufs Herz. Faszination wird schnell zu Alltag, Neugier erlischt mangels Zeit und Neues entdeckt man selten, da man sich vorwiegend in seiner Komfortzone aufhält.
Andererseits erschließen sich viele Fragmente einer Stadt subtil, automatisch, ungewollt, einfach so und manifestieren ein persönliches Gesamtbild. Womit wir bei der spontanen Idee und Namensgebung dieser Reihe angelangt sind. Warum lassen wir nicht einfach Menschen, die eine Stadt – oder winzige Teile davon – lieben und kennen ganz subjektive Geschichten, Momentaufnahmen oder Details erzählen, zu welchem Thema der Stadt auch immer, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität erheben wollen, sondern sich als eines von vielen Fragmenten verstehen, die eine Stadt ausmachen.
Wir fanden, dass diese Idee eine Chance verdient. Sie halten ein Fragment in Ihren Händen. Nutzen Sie es!
Berlin, Juni 2016
Volker Leins
Loredana Tortorici