Feuer – von Jutta Klose

Jutta Klose

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Der Keller war nicht nur eine mangelhafte Notunterkunft, er bedeutete auch Kälte, Hunger, Ratten, Schimmel, Spinnen. Er war meine Hölle. Ich fand es schön, wenn der Boden im zweiten Keller sauber gewischt war. Und ich habe mich sehr über den Beistellherd gefreut. Aber dennoch war alles unerträglich. – Bis auf das Feuer im Ofen. Das war schön. Wenn die Flammen noch loderten, so dass ich den Ofen noch nicht schließen konnte, die Ofentür halb offen stand, wenn durch die Schlitze der Innentür das Flackern auf die Wände geworfen wurde und das Zimmer erhellte, dann lag ich im Bett und sah zu dem feurigen Loch im Ofen und auf das Flackern, das bis zur Decke hoch züngelte. Schön! Auch das Knistern, Säuseln, Knacken, Zischen, mitunter Geräusche wie Stimmen aus den Flammen. Das erlebte ich seit damals nie wieder. Als ich mit dem alten Herrn A. am Kaminofen Zeitungen verbrannte, war das gar nichts. Bei Familie W. war der Kamin luxuriöse Dekoration. Das Lagerfeuer mit den Kindern im Schullandheim hatte auch nichts vom Zauber meines Ofenfeuers. Das war geheimnisvoll, aufregend, tröstlich, einzigartig. Daher vielleicht mein Faible für Lichterketten, die ich auch nachts nicht ausschalte. Ich zünde Kerzen an, hänge Glaskugeln mit Teelichten in Zweige, benutze Stövchen.  Sehnsucht nach dem Kellerfeuer ? Ich wünsche mir sehr, dass mir gelänge, es wieder zu entzünden, wenn ich einmal ein Zuhause gefunden habe, wenn nicht mehr in diesem Leben, dann in einem weiteren.  Wenn es dem  hiesigen ähnelt, heize ich  als erstes den Kachelofen, lasse die Ofentür offen, damit wieder eine Feuerschrift auf die Wände flackert, dann jedoch als Glück verheißendes Menetekel. Wenn jedoch im Paradies Zentralheizung Standard sein sollte, möchte ich doch den Luxuskamin wie bei Familie W. haben.

6 Jahren vor