Schier – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Ja, ich kannte das Wort schon früher: schieres Rindfleisch, schieres Gold. Erst seit der Hör-CD „Altes Land“ hat es für mich eine besondere Bedeutung. – „alles schier“ – Da hab ich dann mal wieder mein schlaues Kästchen befragt. Es bedeutet auch „vollkommen“ und „rein“.

Wenigstens   e i n e n   Raum möchte ich mir schön machen. Und wenn es das Bad ist. Aber da liegt ein Haufen Lumpen herum, mit denen man noch putzen  kann. Für 100 Jahre Putzlappen.

Dann die Küche. Sie ist ohnehin mein liebster Raum. Aber da kann ich wenig machen, seit dem Kabelbrand gibt es kein Licht. Und außerdem müsste ich einen Zentner Rezepte abheften, die überall herumliegen. Küche geht zur Zeit nicht „schier“.

Gut sieht das Schlafzimmer aus. Es ist von Interlübke. Aber seit es so oft unbenutzbar ist, steht hier rum, was ich wegräumen muss, wenn ich in anderen Zimmern auf dem Boden schlafe.

Das Erkerzimmer sieht zwar schlimm aus, aber hier habe ich früher gern gearbeitet. Jetzt ist es im Winter einfach zu kalt. Die Heizung geht nicht.

Der Flur war doch mal richtig ordentlich. Jetzt ist er gerümpelig. Die Gasuhr wird ausgetauscht, und ich musste alles freimachen.

Nun soll mein Bett in das Abstellzimmer, „da kommen Sie nicht drumrum“. Letzte Nacht habe ich hier auf dem Fußboden verbracht, über meinem Kopf der große Wäscheständer.

Ich möchte so gern, dass alles „schier“ ist! Herr X meint „suchen Sie sich doch eine andere Wohnung“. Das mache ich, seit ich von Frau Z. weg bin. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist das   F i n d e n .

6 Jahren vor