Zu Picasso – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Seit Tagen krame ich nur in der Wohnung rum. Meine Ausrede ist das Wetter. Dieser ständige Wind und immer wieder Regen. Einige meiner Bekannten verlassen ihre Wohnung nicht, weil sie es nicht können oder nicht wollen. Das ist mir so unbegreiflich und warnendes Beispiel. Ich muss raus, raus, raus. Und seit Tagen nur bis zur Passage zum Einkaufen und zur Mülltonne. Zu Hause pflanze ich dann das Grünzeug aus drei Töpfen in einen, putze eine Ecke und habe schlechte Laune.

Heute plötzlich ein lichter Moment! Bevor ich es mir wieder anders überlege, auf zum S-Bahnhof! Ich will Picasso sehen. Heidrun war schon da, das wurmt mich besonders. Also los, auch wenn es eine lange Fahrt ist. – Die Fahrt war dann noch viel länger. Ab Wannsee Schienenersatzverkehr. Na toll. ‚Das ist doch schon lange, das dauert noch bis …, das wird doch dauernd im Radio angesagt  usw.‘  Tja, ich hab’s wohl überhört.

Der Bummelweg mit dem Bus zeigt mir mal wieder, dass ich nichts kenne und nur eine große Klappe habe. Wir fahren durch Gegenden, die ich noch nie gesehen habe. Am Hauptbahnhof Potsdam bin ich erst mal orientierungslos. Dann noch eine Station mit der Straßenbahn.  Ich freue mich über den Anblick des leeren Platzes. Der hässliche Bau ist endlich weg. Und vor dem Museum keine Schlange! – Natürlich nicht, es ist Dienstag und geschlossen.  – Zwei teure ABC-Fahrscheine! Also gehe ich wenigstens ins Potsdam-Museum. Ich komme umsonst rein und sehe mir die Sonderausstellung an. Nicht so berauschend und keine Entschädigung für Picasso. Danach ist der Elan verpufft. Ich gehe nirgends mehr hin und mache mich auf den beschwerlichen Weg nach Hause. Stelle mich so dämlich an wie auf der Herfahrt. Frage dauernd. „Sehn Sie mal, hier …“ zeigt nach unten. Ich denke, mir ist was runtergefallen. Nein, da sind riesige Füße auf den Boden gemalt, die zum Bus führen. Ja, wenn man mal runtersieht. Es ist wirklich idiotensicher. Aber ich brauche wohl einen Blindenhund.

Ja, ich bin enttäuscht und verärgert. Aber noch mieser wäre meine Laune, wenn ich wieder nur hier rumgefummelt hätte. Ich war in Potsdam und bin auch wieder nach Hause gekommen. Ein Grund zur Freude.

6 Jahren vor