Wie kann es sein, dass ich drei Stunden auf dem Balkon arbeite und es sieht schlimmer aus als vorher. Vorher ein etwas vernachlässigter Winterschlafbalkon, dann ein total eingesautes Schlachtfeld. Alles abgeschnittene Welke und Rausgerupfte liegt auf dem Boden. Beim Rausnehmen abgestorbener Pflanzen krümelt Blumenerde runter und vermischt sich mit dem Gießwasser zu schwarzer Pampe. Besen, Schrubber, Handfeger, Müllschippe, Eimer und Wischlappen stehen rum. Zweimal trete ich in eine Pfütze und muss die Strumpfhose ausziehen. Weil ich nur die beiden habe, arbeite ich mit nackten Beinen weiter. Und das im Februar. Gefühlt wie Mai. Es sind 16 Grad bei strahlender Sonne. In einen vermeintlich leeren Topf wollte ich für einen Ableger ein Loch graben und stieß auf was Hartes. Es war etwas dem Frühling Entgegenwachsendes. Hoffentlich habe ich es nicht verletzt. Mal sehen, was draus wird.
Meine vorgezogenen Sonnenblumen werden nichts. Sie sind zu schnell zu dünn gewachsen und knicken um. Ich habe ja noch Kerne und werde die direkt ins Freie pflanzen.
So, mir reicht‘s für heute. Raffaela will zu dem Text sicher wieder ein Foto haben. Da suche ich mir einen Blickwinkel aus, der etwas Ordnung vortäuscht.