Papstsegen – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Den Papstsegen nahm ich sehr ernst. Ich räumte vorher auf und gab mir große Mühe, an Gott zu glauben, bereute meine Sünden und hoffte, mir würde vergeben. Wie ein weißes Blatt Papier. Kurz darauf entstanden dann die ersten Flecken. Urbi et orbi. Dann bekam ich mit, dass die Vergebung nur für Katholiken nach bestimmten Regeln erfolgt. Damit war ich raus. Dennoch hörte ich Weihnachten und Ostern den Papstsegen. Vielleicht ist Gott großzügig. Dann änderte sich mein Leben, und ich konnte bei meinen giftigen Gedanken nicht auf Nachsicht hoffen. Wer so böse fühlt, kommt in die Hölle. Nicht wörtlich, aber vor der Bitte um Vergebung sollte man schon mit seinen Mitmenschen im Reinen sein. Dieses Ostern habe ich das erste Mal den Segen verpasst. Es macht keinen Unterschied. Ich versuche es wieder, wenn es mir besser geht. Ich weiß es nicht genau, aber im Judentum und im Islam gibt es so ein Versöhnungsfest. Man verträgt sich, verzeiht und alles wird besser. Eine Schülerin brachte mal was für die Klasse mit, weil Zuckerfest war. Das ist ein schöner Brauch, falls ich ihn richtig verstanden habe.

Wenn ich mal eine Wohnung habe, werde ich beim Einzug jedem Mitmieter einen schönen Blumenstrauß schenken. Ist doch auch eine nette Geste. Dann klappt es auch wieder mit dem Papst.

6 Jahren vor