Gut gemeint – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Einmal zur Heimzeit wurde ich Heilig Abend von einer mir unbekannten Pfarrersfamilie eingeladen. Ich glaube, meine Lehrerin hatte das vermittelt.  MACHT SO WAS BLOß NICHT! Es ist nur gut  GEMEINT.  Also eine Vorzeigefamilie. Die beiden Kinder auf dem Schoß des Vaters. Die Weihnachtsgeschichte. Weihnachtsbaum. Geschenke. Auch für mich. „Wir kennen Sie ja nicht und haben Ihre Lehrerin gefragt…“ Zwei Kleistbände und andere Literatur. Die Kleistbände eventuell von der Lehrerin, ich weiß das nicht mehr. Außerdem war ich wie betäubt und bekam gar nichts mit. Mir wurde eine heile Familie gezeigt. So sieht das aus, wenn man nicht allein auf der Welt und Heimkind ist. Sieh gut hin, damit du kennenlernst, was du nicht hast.

Zurück im Heim konnte ich wieder atmen. Wir tanzten ausgelassen Rock’n’Roll und wurden wohl auch ermahnt, dass das unangebracht sei. Auch die Erzieherinnen hatten keine Ahnung. Es war nur ihr Beruf, aber unser Leben.

6 Jahren vor