Keller II – von Jutta Klose

Jutta Klose

Im Keller des Vorderhauses war links eine Gardinenwäscherei, rechts die Hauswartswohnung. Im rechten Seitenflügel hatte ich meine Wohnung, im linken wohnte eine alte Dame mit grauen Haaren und einem gelben Dutt. Ich glaube, wir ignorierten uns. Als sie starb sagte mir jemand, ich weiß nicht mehr wer, ich könne mir nehmen, was ich gebrauchen oder verheizen könnte. Beim Aussuchen fragte ich, wie lange die Frau hier gewohnt habe. Ich glaube die Antwort war ‚30 Jahre‘. Später habe ich erzählt, dass ich geschrien habe, aber wahrscheinlich war das nur innerlich. Mich packte das Entsetzen bei dem Gedanken, 30 Jahre nicht aus dem Keller herauszukommen.  – Ich nahm mir Grubenhandtücher, die ich auskochte und benutzte. Und etwas, das zu meinen liebsten Gegenständen zählt: mein ‚Seife-Soda-Sand‘-Dingsbums. Erst habe ich versucht, es bestimmungsmäßig zu benutzen. Scheuersand gab es noch, Soda konnte ich nicht leiden, und statt  Seife stellte ich eine Spüliflasche rein. In meiner jetzigen Wohnung habe ich es gestrichen, und es ist als Besteckhalter viel nützlicher – und immer noch schön. Und wenn ich in ein Schloss zöge, ich nähme es mit.

6 Jahren vor