Meine ‚Schwester‘ erinnert mich in einem Brief daran, dass ihre Mutter von einer Seite mit Wagner und von der anderen mit meinem Rock’n’Roll beschallt wurde. – Mein Geschmack hat sich geändert. Rock’n’Roll ist immer noch toll – mal ein alter Schlager, nicht als Dauerberieselung. – Als ich in die Philharmonie ging, hab ich was zu lesen mitgenommen. Ich konnte mit der Musik nichts anfangen, wollte aber meine Ohren dran gewöhnen. Als wir dann mit den Lehrerkarten in die Konzerte gingen, habe ich schon zugehört. Geklatscht habe ich, wenn Heidrun die Hände hob. Dann habe ich jeden Sonntag zwei Stunden die Interpretationen gehört. Nichts dabei gelernt, aber manche Stücke später wiedererkannt. – Weil mir die Rumtatamusik so widerlich ist, höre ich nur die drei Sender, die Klassik spielen und keine Werbung senden. Vorhin hat im Radio Pavarotti ‚Nessun Dorma‘ gesungen. Als er starb, saß ich in Achims Auto und hab geheult. Wir hörten über das Autoradio Pavarotti-Arien. Ich fragte Achim, ob Pavarotti jetzt vielleicht – wo auch immer – mit Edith Piaf Duette singt. Achim hielt das für möglich.
Frau Z. wäre sicher froh über meine heutigen Hörgewohnheiten. Aber wenn wir uns gezofft hätten, dröhnte doch wieder ‚I want to be free‘ durch die Tür. Ein bisschen bleibt man sich eben doch treu.