Krank – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Tag 1: Ich fahre mit Navi zum Privatmuseum in Mariendorf. Es ist sehr anstrengend. Endlich angekommen habe ich den Eindruck, dass ich die beiden Mitarbeiter, die so gemütlich beisammensaßen und nun aufstehen, störe. Die Schrifttafeln sind schlecht beleuchtet, ich frage das eine und andere, am besten gefällt mir die originalgroße Dronte. Außer mir ist kein Besucher da, dann werde ich mal gehen. Zu Hause brauche ich eine Stunde, bis ich einen Parkplatz habe. Abends muss ich dauernd niesen, und der Hals kratzt etwas.

Am nächsten Tag bin ich krank, kann nicht aufstehen, mich nicht anziehen, nichts einkaufen. Abends gehe ich im Bademantel zum Müll. Die Tonnen sind übervoll.

Tag 3: Abends in Unterhose und einem etwas längeren Oberteil noch mal zum Müll. Alles voll. Post im Briefkasten. Nachts stehe ich auf, weil ich Hunger habe. Ich esse den letzten Apfel, koche ein Ei und mache eine Tasse Milch warm.

Tag 4: Jetzt habe ich nur noch den Fertigfisch. Ich gieße einige Zimmerpflanzen. Dann zu denn’s gegenüber. Ich greife irgendwas und kaufe etwas Brot. Das Gegriffene ist ein kleiner Salat. Ich hoffe, dass ich morgen einkaufen kann.

Samstag geht es mir wieder schlechter. Ich muss zum Zeitungsladen und gehe noch zu denn’s. Etwas später zu Edeka und Aldi. Ich bin sehr wacklig und habe Angst umzufallen. So halbtot habe ich aber noch die Energie, für 1 Euro herabgesetzte Chrysanthemen zu kaufen. So schlimm kann’s ja wohl nicht sein.

Zu Hause winkt dann dieses Paar zu mir hoch. Ich bin erschrocken über den Zustand meiner Wohnung, der Balkon liegt in den letzten Zügen. Nein, ich hätte sie nicht hochgebeten, aber   w e n n … – Ich fummle tatsächlich auf dem Balkon rum. Keine Blumenerde mehr da. Wenn ich jetzt wegen der Blumenerde noch mal losgehe, glaube ich mir selbst nicht mehr. – Ich hab’s gemacht! 3.50 für die mittlere Größe. Eine Nelke bekomme ich noch dazu.

6 Jahren vor