Bohnerwachs – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Vor etlichen Jahren war die Tube leer. Ich fragte in einer Drogerie nach Bohnerwachs. Die Verkäuferin wusste nicht, was das ist. Bevor ich in Ohnmacht fallen wollte, dachte ich erst mal nach. Wofür benutzt man den eigentlich heute noch? Linoleum gibt es leider gar nicht mehr, Holzböden sind versiegelt und für PVC darf man ihn nicht benutzen. Wofür ich ihn nehme? Na, für die Linoleumflächen meiner alten Küchenmöbel. Nach intensiven Bemühungen fand ich dann noch einen Laden, der welchen hatte. Ob ich heute noch Bohnerwachs bekommen kann, weiß ich nicht. Ich brauche ja nur ganz selten ein winziges Tröpfchen.

Bei meiner ersten Pflegestelle wurde sicher gebohnert, obwohl ich mich nicht mehr genau daran erinnere. Aber auf der Büroputzstelle meiner Pflegemutter musste ich helfen, und da wurde gebohnert, bis ich Blasen an den Händen hatte. Auch im Heim gab es Bohnerwachs mit dem schweren Bohnerbesen. Für den gab es wiederum einen Kratzer, um ihn zu reinigen. Nach dem Aufwischen schmierten wir  den Wachs auf den Boden und schoben den Bohnerbesen hin und her bis alles glänzte. In meiner jetzigen Wohnung hatte ich einen Staubsauger mit Bohneraufsatz, der bohnerte von alleine.  Dann entschied ich mich für Teppichböden und verkaufte den Staubsauger mit Bohnerbesen.

Aber noch viele Jahre wurden Treppenhäuser gebohnert. Der typische Geruch ist mir lebhaft in Erinnerung. Heute fragte ich Heidrun, ob sie noch Bohnerwachs kennt. Natürlich. Denn auch die Schulräume wurden gebohnert.

Wenn ich jetzt ab und zu einen Hauch auf meine Möbel und auf den Herd schmiere, erinnert mich der Geruch an früher. Nicht unangenehm – aber dann zünde ich doch eine      Duftlampe an.

6 Jahren vor